Durch die entsprechenden Erweiterungen der Prüfumgebung können Materialien unter verschiedenen klimatischen Bedingungen wie Temperatur, Feuchtigkeit und im flüssigen Medium getestet werden. So ist es z. B. entscheidend für medizinische Produkte, die mechanischen Eigenschaften bei 37°C und in physiologischer Kochsalzlösung zu untersuchen. Zur genauen Charakterisierung des Materialverhaltens wird die Oberflächenverformung des Bauteils im Fluidbad dreidimensional mit einem Kamerasystem hochaufgelöst und vollständig aufgenommen und analysiert. Die Deformationsaufnahme mit dem Kamerasystem ist insbesondere bei Bauteilen mit geometrischer Diskontinuität oder materieller Inhomogenität, z. B. Anisotropie oder heterogener Dichteverteilung bei 3D-gedruckten Bauteilen, erforderlich, weil diese inhomogene Spannungs- und Dehnungszustände im Material hervorrufen.
So können kundenspezifische Lösungen für Materialprüfungen angeboten werden, die den Herstellern die Sicherheit geben, die am besten geeigneten Materialien einzusetzen.
Endo- und Exoprothetik: Durch die wachsende Personalisierung in der Prothetik steht vor allem eine möglichst hohe Mobilität im Vordergrund. Der Patient möchte seinem Beruf wie auch seinen Freizeitaktivitäten nach wie vor mit geringen Einschränkungen nachgehen können. Die Anforderungen an die Stabilität der Struktur und das Maß an Steifigkeit der ausgewählten Materialien für die Prothetik werden immer wichtiger und größer. Neuerdings kommen immer mehr technologisch-innovative Materialien zum Einsatz, deren hochgradig nichtlinearen mechanischen Eigenschaften allerdings nur bedingt bekannt sind, vor allem bei Körpertemperatur (37°C) und in physiologischer Umgebung. Dabei kann der Temperatureinfluss bei Prothesen und Orthesen zu einem wichtigen Faktor werden. Es ist nicht abwegig, dass auch Menschen mit Prothesen in extremen Klimabereichen leben. Aber nur Prothesen, die auf die jeweiligen klimatischen Bedingungen angepasst sind, können eine optimale Funktion für den Patienten gewährleisten. Dazu sollten die eingesetzten Materialien hinsichtlich ihrer thermo- und hydromechanischen Eigenschaften bei der Konstruktion bzgl. ihres Haupteinsatzbereichs genau abgestimmt und angepasst werden.
Sport: Aktive Menschen, die in ihrem Sport hohen Stoßbelastungen, extremen Bewegungen und Geschwindigkeiten ausgesetzt sind, benötigen zum Schutz und zur Stabilisierung der Extremitäten und Bänder dämpfende Schuhsohlen, Protektoren und Orthesen aus harten oder weichen Schaum- oder Festmaterialien. Zum Schutz der Sportler vor möglichen schweren Verletzungen müssen die hohen Kräfte vom Material aufgenommen und absorbiert werden. Um die energiedissipierenden Eigenschaften von stoßabsorbierendem Material effizient nutzen zu können, muss dieses entsprechend den klimatischen Bedingungen und der Belastungsart getestet werden. Ziel ist das richtige Maß an Flexibilität und Sicherheit stets zu gewährleisten.
Die komplexen robotergesteuerten Testabläufe können in einen simulationsgestützten Prozess integriert werden, um schneller detaillierte Produktanalysen mit vielen Material-und Designvarianten durchführen zu können. Damit sind tiefere und genauere Einblicke in das Spannungs- und Deformationsverhalten der getesteten Produkte möglich und können dann auf individuelle Belastungsfälle hin optimiert werden. Durch den virtuellen Testprozess werden reale Experimente auf die minimal notwendige Anzahl an Testreihen reduziert und damit auch die Testkosten gesenkt. Die virtuelle Lösung dient als Ergänzung zu den physischen Tests und kann in der Produktentwicklung, -verbesserung oder -anpassung eine große Unterstützung sein.
Material- und Bauteilprüfung
Parameteridentifikation und Finite-Elemente-Modellierung
Virtuelle Produktanalyse und -optimierung