Die Qualität der Übersetzung von Muskelaktivierungen in Aktuatorbefehle wird stark von der Signalqualität beeinflusst. Messungen des elektrischen Potenzials (Elektromyographie, EMG) sind weit verbreitet, haben jedoch Einschränkungen. So benötigen elektrische Felder einen galvanischen Kontakt, außerdem dämpfen Fett- und Hautgewebe elektrische Signale. »Der Tiefpassfiltereffekt führt insbesondere bei höheren Frequenzen zur Dämpfung, verzerrt das ursprüngliche Signal und beeinflusst die Messgenauigkeit. Überwunden werden können solche Einschränkungen, indem magnetische Felder (Magnetomyographie, MMG) anstelle der von den Muskeln erzeugten elektrischen Potenziale aufgezeichnet werden«, so Schneider. Da beide, magnetische und elektrische Felder, Ergebnisse derselben Ionenströme sind, die Muskelzellmembranen durchqueren, kann fast 200 Jahre Wissen aus der Elektromyographie weitgehend auf diese neuen magnetfeldbasierten Schnittstellen angewandt werden.
Diamant macht Magnetfelder sichtbar
Forscherinnen und Forscher des Stuttgarter Start-ups Q.ANT haben einen Sensor entwickelt, der Magnetfeldänderungen erfassen kann, die eine Million Mal schwächer sind als das Erdmagnetfeld. Dazu kombiniert der Sensor photonische Technologien mit Quanteneffekten und ermöglicht so die berührungslose und robuste Messung menschlicher Biosignale unter Alltagsbedingungen. So kann der Sensor darauf trainiert werden, einzelne Bewegungssignale des menschlichen Muskels zu erkennen. Die von biologischen Systemen inspirierte Methode nutzt lichtbasierte Erfassungsmechanismen und ermöglicht eine präzisere und effizientere Datenerfassung sowie eine intuitivere Interaktion mit digitalen Systemen.