Dr. Leo Cheng erhält Fraunhofer-Bessel-Forschungspreis
Zweimal im Jahr verleiht die Alexander von Humboldt-Stiftung gemeinsam mit der Fraunhofer-Gesellschaft den Fraunhofer-Bessel-Forschungspreis. Die Auszeichnung prämiert Wissenschaftler außerhalb Europas für exzellente Leistungen im Bereich der angewandten Forschung. Der Gewinner erhält 45 000 Euro Preisgeld und wird eingeladen, für sechs bis zwölf Monate an einem deutschen Fraunhofer-Institut seiner Wahl eigene Forschungsvorhaben durchzuführen.
In diesem Jahr erhält der Associate Professor Leo K. Cheng vom Bioengineering Institute der University of Auckland in Neuseeland die begehrte Auszeichnung. Der neuseeländische Biomedizin-Ingenieur kommt in den folgenden zwei Jahren für insgesamt neun Monate zum Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA nach Stuttgart. Bei seinem ersten Besuch der Stuttgarter Forschungseinrichtung im August hat sich das Forschungsvorhaben nun konkretisiert. Mit der interdisziplinär aufgestellten Abteilung »Biomechatronische Systeme« will er hier sein Forschungsgebiet ausbauen und Methoden entwickeln, um die lebenswichtigen elektromagnetischen Signale im Bereich des Magen-Darm-Trakts zu messen und zu interpretieren.
Damit ein Wissenschaftler zum Wettbewerb zugelassen wird, ist eine Nominierung durch einen Institutsleiter oder einen leitenden Wissenschaftler eines Fraunhofer- Instituts erforderlich. Dr. Cheng wurde von Professor Alexander Verl, ehemaliger Institutsleiter des Fraunhofer IPA und heutiger Vorstand Technologiemarketing und Geschäftsmodelle der Fraunhofer-Gesellschaft, sowie Professor Oliver Röhrle, Gruppenleiter »Computergesteuerte Biomechanik« am Fraunhofer IPA, empfohlen. Professor Röhrle lernte den neuseeländischen Biomedizin-Ingenieur 2000 bei eigenen Forschungsaktivitäten an der University of Auckland kennen, Professor Verl im Oktober 2013. Beide sind von der Exzellenz seiner Leistungen überzeugt: »Es beindruckt mich sehr, wie Leo die Ergebnisse aus der biomedizinischen Grundlagenforschung auf sein Fachgebiet überträgt. Diese Weitsicht ist absolut notwendig, um die angewandte Forschung weiter voranzutreiben«, erklärt Professor Röhrle.
Auch Dr. Cheng blickt seiner bevorstehenden Zeit beim Fraunhofer IPA gespannt entgegen. Für seine Forschungsschwerpunkte findet er in der Abteilung »Biomechatronische Systeme« sowie in der Anbindung an das Exzellenzcluster »Simulation Technology« (SimTech) der Universität Stuttgart, an dem Professor Röhrle die SimTech Forschergruppe »Continuum Biomechanics and Mechanobiology« leitet, vielseitige Anknüpfungspunkte. »Als ich erfahren habe, dass der Abteilungsleiter für »Biomechatronische Systeme« beim Fraunhofer IPA aus dem medizinischen Bereich kommt und viele Teammitglieder Ingenieure sind, war ich sehr erfreut. Das sind beste Voraussetzungen, Methoden zu entwickeln, die den Patienten auf der ganzen Welt wirklich helfen«, meint Dr. Cheng.
Langjährige Kooperationen werden verstärkt
Das Fraunhofer IPA, die Universität Stuttgart und die University of Auckland arbeiten schon seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. Professor Verl ist aktueller Gewinner des neuseeländischen Forschungspreises »Julius von Haast Fellowship Award« und hat seit 2012 eine Ehrenprofessur an der neuseeländischen Universität inne. Professor Röhrle war ab dem Jahr 2000 vier Jahre lang selbst am Auckland Bioengineering Institute beschäftigt. Beide sehen in der Kooperation ein wichtiges Bindeglied zwischen der University of Auckland, dem Fraunhofer IPA und der Universität Stuttgart. »Die Zusammenarbeit bereichert nicht nur unsere Forschungsaktivitäten. Wir können zugleich auch universitäre Austauschprogramme ins Leben rufen und es unseren Studenten ermöglichen, frühzeitig interkulturelle Erfahrungen zu sammeln«, resümiert Professor Verl.
Dr. Leo K. Cheng ist seit 2014 Associate Professor am Bioengineering Institute der University of Auckland. Im Zentrum seiner Forschung steht die Analyse elektrophysiologischer Signale, die von den Muskeln im menschlichen Körper ausgehen. Er konzentriert sich darauf, Methoden zu entwickeln, um die schwachen elektromagnetischen Felder in der glatten Muskulatur des Magen-Darm-Bereichs zu untersuchen. Seine Forschungsarbeiten tragen dazu bei, sämtliche hier verortete Störungen besser zu verstehen und neue Behandlungsmethoden zu entwickeln.
Über den Fraunhofer-Bessel-Forschungspreis
Der Fraunhofer-Bessel-Preis wurde im Jahr 2006 erstmals von der Alexander von Humboldt-Stiftung und der Fraunhofer-Gesellschaft verliehen. Anders als der Friedrich- Wilhelm-Bessel-Forschungspreis, der die Grundlagenforschung adressiert, richtet sich der Fraunhofer-Bessel-Forschungspreis insbesondere an herausragende Wissenschaftler im Bereich der angewandten Forschung. Die renommierte Auszeichnung wird jährlich an bis zu drei Teilnehmer vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören Wissenschaftler aus sämtlichen Disziplinen, darunter der Materialwissenschaftler Professor Wolfgang Windl oder der Mathematiker Dr. Yalchin Efendiev.
Über die Alexander von Humboldt-Stiftung
Die Alexander-von-Humboldt-Stiftung wurde im Jahr 1860 in Berlin gegründet und im Jahr 1925 in Bonn wiederbelebt. Heute ermöglicht die Stiftung jährlich über 2 000 Forschern aus aller Welt einen wissenschaftlichen Aufenthalt in Deutschland. Die Stiftung pflegt ein Netzwerk von weltweit mehr als 26 000 Wissenschaftlern aller Fachgebiete in über 140 Ländern – unter ihnen 50 Nobelpreisträger.