Interdisziplinärer Verbund entwickelt Lösungen für die Schuhbranche
Neue Ideen für traditionsreiches Handwerk
Viele traditionsreiche Schuhmacherbetriebe haben sich in Deutschland darauf spezialisiert, individualisierte Ware zu fertigen – sei es beim Design, der Passform oder den Funktionen. Mit aktuellsten Technologien können kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) stärker denn je auf innovative Produktideen und flexible, kostengünstige Fertigungsverfahren zurückgreifen. Unter Leitung der Fraunhofer-Projektgruppe Regenrative Produktion des Fraunhofer IPA hat sich das »Footware Innovation Network« zur Aufgabe gemacht, Lösungen für den Mittelstand zu entwickeln. Unternehmen können dem Netzwerk noch beitreten und beim nächsten Treffen im April teilnehmen.
Seit Mitte der 70er Jahre bieten Großunternehmen aus der Bekleidungsindustrie importierte Massenware zu Niedrigpreisen an. Für KMU bedeutet das steigenden Kostendruck, aber auch gleichzeitig die Chance, mit individualisierten Produkten neue Marktsegmente zu erschließen. Mit der Globalisierung und neuen Fertigungstechnologien habe sich die Produktvielfalt bei Massenware aber erhöht. »Um marktfähig zu bleiben, benötigt das Schuhmacherhandwerk neue Produktideen und flexible, kostengünstige Wege für die Fertigung«, ist Dr. Bernd Rosemann, Leitungsmitglied der Projektgruppe, überzeugt.
Netzwerk profitiert von branchenübergreifendem Wissen
Hier knüpft das im September 2015 gegründete »Footware Innovation Network (FIN)« an. Unter der Leitung der Projektgruppe entwickeln sieben Unternehmen aus Bayern gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth praktikable, kundenorientierte Lösungen. Ein großer Vorteil dabei sei die Branchenvielfalt der Netzwerkmitglieder. »Wir verfügen über Kompetenzen in der Schuhfertigung und -entwicklung, aber auch in der Orthopädie, der Digitalisierung und im 3D-Druck«, erläutert Rosemann. Zu den Mitgliedern zählen derzeit das Friedrich-Baur BioMed Center und das Reha Team aus Bayreuth, die Kulmbacher Schäftefabrik, die Hans Brünner GmbH aus Schweinfurt, PICCO’s 3D World GmbH, das 3D-Druck-Unternehmen HypeCask und die Softwareschmiede Vogler Engineering.
Im Verbund sind viele Projektideen realisierbar
In regelmäßigen Netzwerktreffen können die Partner ihre Projektideen austauschen, geeignete Technologien festlegen und einen Fahrplan für die Umsetzung erarbeiten. Auf diese Weise lassen sich Innovationen umsetzen, für die das Know-how eines einzelnen Partners nicht ausreicht. Denkbar sei z. B., orthopädisches Schuhwerk kostengünstig mit 3D-Druck zu fertigen. Weiterhin sei es vorstellbar, Schuhe mit Sensorik auszustatten, und damit z. B. den Puls zu messen. Ein weiterer Vorteil des Verbunds ist die räumliche Nähe. »Einerseits sind die Lieferwege kurz, andererseits haben die Kunden ihren Ansprechpartner vor Ort«, so der Oberrat.
Neue Netzwerkmitglieder und Themen sind willkommen
Finanziert wird das Kooperationsnetzwerk vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie im Zuge des Zentralen Innovationsprogramms Mittelstand. Die erste Förderungsphase läuft im August des Jahres aus, die zweite steht in Aussicht. Deutschlandweit kann jedes Unternehmen aus den Branchen Schuhfertigung und -entwicklung, Orthopädie sowie Digitalisierung und 3D-Druck dem Netzwerk beitreten oder mit seiner Fragestellung an den Verbund herantreten. Darüber hinaus sind die Partner für jegliche Fragestellungen
aus dem orthopädisch-medizinischen Bereich offen.
Die Fraunhofer-Projektgruppe Regenrative Produktion
Die Fraunhofer-Projektgruppe Regenerative Produktion am Lehrstuhl für Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth wurde im Jahr 2006 gegründet. Unter gemeinsamer Leitung von Prof. Rolf Steinhilper, Dr. Stefan Freiberger und Dr. Bernd Rosemann bearbeitet das 40-köpfige Team Industrie- und Forschungsprojekten im Bereich der regenerativen Produktion.
Weitere Informationen
- Website der Fraunhofer-Projektgruppe Regenerative Produktion (regenerative-produktion.fraunhofer.de)