Smarte Lackierzelle für Stückzahl eins
Viele Unternehmen setzen Industrie 4.0 dafür ein, um Produkte in kleiner Stückzahl – bis Losgröße eins – zu fertigen. Für die Lackiertechnik ist es aktuell jedoch noch sehr aufwendig, vollautomatische Lackierprozesse zu programmieren. Im Projekt »SelfPaint« entwickeln die Fraunhofer-Institute IPA, IPM und FCC dazu eine selbstprogrammierende Lackierzelle.
Aus Sicht der Lackiertechnik ist die oftmals angestrebte Losgröße eins, z. B. im Rahmender additiven Fertigung, aktuell noch nicht möglich. »Bei niedrigen Stückzahlen ist der Aufwand zur Einrichtung einer automatisierten Lackierung zu hoch«, erklärt ProjektleiterDr. Oliver Tiedje vom Fraunhofer IPA. Deshalb werde in vielen Branchen mit kleinenStückzahlen, etwa im Maschinenbau, der Luftfahrt- oder der Möbelindustrie, noch perHand lackiert. Ziel des Fraunhofer-Forschungsprojekts »SelfPaint« ist es, in den nächstendrei Jahren eine Lackierzelle zu entwickeln, welche die Objekte selbstständig erfasst,vermisst und lackiert.
Vollautomatisiertes Lackieren soll Ressourcenverbrauch senken
»Die Programmierung des Lackiervorgangs läuft selbstständig auf Basis eines 3D-Scans des Objekts mit der abschließenden Inline-Qualitätsüberwachung ab«, verdeutlicht Projektleiter Dr. Oliver Tiedje. Das Fraunhofer-Chalmers Centre for Industrial Mathematics (FCC) in Göteborg entwickelt dafür eine schnelle Simulationsmethode, die berechnet, wie die Lacktröpfchen durch die Luft fliegen, wo sie auf dem Objekt landen und welche Schichtdicke dadurch erzeugt wird. Mit einem 3D-Scan-Verfahren des Fraunhofer-Instituts für physikalische Messtechnik IPM soll abschließend die Schichtdicke des Lacks geprüft werden. Die IPA-Wissenschaftler unterstützen das Projekt in den Bereichen Lackiersimulation und Lackiertechnik. »Durch optimale Lackierprogramme wollen wir den Lack- und Energieverbrauch entscheidend minimieren«, unterstreicht Tiedje die Umweltrelevanz des Projekts.
Die vollautomatisierte Lackierzelle soll es ermöglichen, beliebige Objekte der Größe 1x1x2 m³ zu bearbeiten. Daher eignet sich die Innovation für zahlreiche Branchen und Einsatzfelder. »Insbesondere KMU, denen niedrige Stückzahlen oft Schwierigkeiten bereiten, können davon profitieren«, meint Tiedje.