Innovationslabor für Arbeit, Mensch und Technik eröffnet am Fraunhofer-Campus in Stuttgart

Future Work Lab macht Arbeit 4.0 erlebbar

Presseinformation Februar 2017 /

Wohin entwickelt sich unsere Arbeit? Wie können wir das Potenzial neuer Technologien optimal für unsere Arbeit einsetzen? Die Digitalisierung über die Produktionshallen hinaus hin zu Prozessen und Dienstleistungen wirft viele neue Fragen auf. Antworten und innovative Ansätze bietet das »Future Work Lab«, das heute gemeinsam mit Prof. Dr. Johanna Wanka, Bundesministerin für Bildung und Forschung, dem Fraunhofer-Vorstand, den Institutsleitern und rund 150 hochkarätigen Gästen aus Politik, Forschung und Wirtschaft eröffnet wurde. In dem Innovationslabor für Arbeit, Mensch und Technik bündeln die Fraunhofer-Institute IAO und IPA sowie das IAT und IFF der Universität Stuttgart ihre Kompetenzen rund um die Industrie 4.0.

© Fraunhofer IPA, Rainer Bez
Future Work Lab (1): Kollaboration mit dem Großroboter Wie können Mensch und Roboter auf engem Raum sicher zusammenarbeiten? Optische, nicht trennende Schutzeinrichtungen und der Einsatz eines Schwerlast-Roboters ermöglichen neuartige, wandlungsfähige Fertigungsszenarien.
© Fraunhofer IAO, Ludmilla Parsyak
Future Work Lab (2): Assistierte Montage: Schritt für Schritt zum fertigen Werkstück. Der personalisierte Montagearbeitsplatz führt Schritt für Schritt durch den kompletten Montageprozess. Ein Monitor auf Augenhöhe sowie Projektionen direkt neben der Arbeitsfläche ermöglichen dabei jederzeit die Interaktion.
© Fraunhofer IAO, Ludmilla Parsyak
Future Work Lab (3a): Mobiler Arbeitsplatz: Bedarfsgerechte Informationsbereitstellung. Ob Beleuchtung, Tischhöhe oder Informationsbereitstellung: Der Industriearbeitsplatz der Zukunft passt sich flexibel an die jeweilige Arbeitssituation als auch an die individuellen Bedarfe des Mitarbeiters an.

»Wir wollen den Wandel hin zu Industrie 4.0 gestalten, mit neuen Ideen und nach unseren Vorstellungen von guter Arbeit. Das Future Work Lab ist dafür ein idealer Ort. Wir brauchen den öffentlichen Dialog zwischen den Bürgern, der Politik, der Wissenschaft und der Wirtschaft über den Wandel der Arbeitswelt. Deshalb plant mein Ministerium ein Wissenschaftsjahr 2018 zum Thema ›Zukunft der Arbeit‹«, sagte Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Johanna Wanka auf der Eröffnungsveranstaltung. »Deutschland hat die bisherigen Industrialisierungswellen zum Wohle aller genutzt. Ich bin zuversichtlich, dass uns dies auch mit der Digitalisierung gelingt. Mitentscheidend dafür ist, dass wir in unserer Forschungspolitik frühzeitig technologische und soziale Innovationen miteinander verbinden.«

»Durch die nächste industrielle Revolution, die Industrie 4.0, wachsen die physische und die digitale Welt immer weiter zusammen. Neue Wertschöpfungsketten und Arbeitswelten entstehen mit einer Vielzahl an Chancen für Unternehmen und deren Mitarbeiter«, hob Prof. Dr. Reimund Neugebauer, Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft hervor. »Fraunhofer treibt diese Veränderungen mit Schlüsselinnovationen wie 5G, maschinellem Lernen, kognitiven Systemen, mehr Ressourceneffizienz, sicherer Mensch-Roboter-Kollaboration sowie Souveränität von sensiblen Personen- und Wirtschaftsdaten voran. Im Future Work Lab zeigen wir gemeinsam mit der Universität Stuttgart, wie die Industriearbeit der Zukunft aussehen kann, was dies für den Menschen bedeutet und wie neue Technologien in der Praxis umgesetzt werden können. Damit tragen wir aktiv zur erfolgreichen Weiterentwicklung des Industriestandorts Deutschland bei.«

Als Vertreter der Sozialpartner stellten Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, und Dr. Stefan Wolf, Vorsitzender des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, in ihren Eröffnungsreden die Bedeutung des Future Work Labs heraus, um die Entwicklungen in der Arbeitswelt von morgen aktiv mitzugestalten. Gewerkschaft und Arbeitgeber unterstützen das Future Work Lab aktiv, da Erkenntnisse darüber, wie sich neue Technologien auf Arbeitskonzepte auswirken, für Beschäftigte und Unternehmen – gerade auch KMU – große Potenziale bieten, den digitalen Wandel positiv zu gestalten.

© Fraunhofer IAO, Ludmilla Parsyak
Future Work Lab (3b): Mobiler Arbeitsplatz: Bedarfsgerechte Materialbereitstellung Arbeitstische, Werkzeuge und Materialien werden flexibel per mobilem Roboter zum Mitarbeiter transportiert. Der mobile Roboter kann sowohl frei durch den Raum navigieren und Hindernissen ausweichen als auch per Mobilgerät durch den Mitarbeiter gesteuert werden.
© Fraunhofer IPA, Rainer Bez.
Optische 3D-Sensoren und modernste Industrie- 4.0-Technologie ermöglichen automatische Szenenanalysen zur Unfallerkennung. Die Daten werden direkt in der Sensorbox ausgewertet und es erfolgt eine Alarmierung, wenn ein Unfall erkannt wurde.
© Fraunhofer IPA, Heike Quosdorf
Future Work Lab (4b): Sichere Produktionsarbeit: Aktive Unfallprävention und -erkennung Neuartige. Mensch-Technik-Kooperationen erfordern die Einbindung von Gefahrenerkennungssystemen in die Not-Aus-Mechanismen von potenziell gefährlichen Anlagen und Maschinen.

Industriearbeit der Zukunft


Die Industriearbeit verändert sich. Die Digitalisierung und die intelligente Vernetzung von Mensch, Maschine und Objekt erreicht Wissensarbeit, Produktionsarbeit, Dienstleistung und deren Schnittstellen. Als Reaktion auf diese Entwicklung verändern sich sozio-technische Arbeitssysteme sowie die Organisation und Gestaltung von Arbeit. Der Bedarf an Flexibilität und Mobilität steigt. Neue Formen der Arbeitsorganisation entstehen schon jetzt im Bereich der Arbeitsteilung, zum Beispiel, wenn sich Schichtarbeiter spontan per Smartphone absprechen, wie das bereits umgesetzte Projekt »KapaflexCy« des Fraunhofer IAO zeigt. Unternehmen suchen darüber hinaus neue Wege, um einerseits ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für die digitale Arbeitswelt zu qualifizieren und andererseits das Potenzial neuer Technologien optimal einzusetzen. Diese bieten nicht nur die Chance, schneller, besser und motivierender zu produzieren, sondern bringen auch oft disruptive Innovationen und ganz neue Geschäftsmodelle mit sich. Nur wer seine Innovationsprozesse systematisch angeht und strategisch verankert, kann sich in diesem dynamischen Marktumfeld auf Dauer behaupten.

»Genau hier setzt unser Innovationslabor, das Future Work Lab, an«, sagte Prof. Wilhelm Bauer, Institutsleiter des Fraunhofer IAO. »Arbeit verändert sich, sie wird schneller, dynamischer und flexibler. Daraus entstehen neue Formen der Mensch-Maschine-Interaktion. In unserem Innovationslabor wollen wir den Menschen diesen Transformationsprozess anhand von konkreten Demonstratoren zeigen und so den anstehenden Wandel erlebbar machen.«

Leistungen und Angebote des Future Work Lab


Mit greifbaren Demonstratoren, Angeboten zur Kompetenzentwicklung und Weiterbildung sowie einer Plattform für den wissenschaftlichen Austausch richtet sich das Future Work Lab an Industrie, Gewerkschaften, Politik und Wissenschaft – und ganz zentral an die Produktionsmitarbeiter von heute und morgen. Sie alle können die Leistungen des Future Work Lab über drei Wege nutzen, die bei der Eröffnung im Rahmen von Lab-Touren vorgestellt wurden:

• Im Demonstrationszentrum zeigen drei Parcours zur Arbeitswelt der Zukunft, welche Technologien und Anwendungen schon heute möglich sind. Künftige Szenarien wie das »Stuttgart Exo-Jacket«, ein Exoskelett für Hebetätigkeiten und Überkopfarbeiten, zeigen eine neue mögliche Arbeitsteilung zwischen Mensch und Technik. Weitere Demonstratoren sind ein komplett kabelloser Arbeitsplatz, eine App für die Schichtplanung sowie Einsatzbeispiele für die Augmented-Reality- Brillen. Damit wollen die Initiatoren die gesamte Bandbreite der Industriearbeit der Zukunft darstellen. Das Demonstrationszentrum eröffnet Unternehmen gleichzeitig die Chance, mit potenziellen Partnern in Kontakt treten, um von deren Erfahrung zu profitieren.

• In der zukünftigen Arbeitswelt werden andere Kompetenzen gefragt sein. Daher bietet das Kompetenzentwicklungs- und Beratungszentrum mit der Lernwelt »Fit für die Arbeit der Zukunft« Seminare, Workshops und Weiterbildungsmöglichkeiten für Mitarbeitende produzierender Unternehmen. Hier entwickeln Experten des Zentrums gemeinsam mit Unternehmenspartnern gezielt individuelle Schulungskonzepte für die Industrie 4.0.

• Das akademisch ausgerichtete Ideenzentrum für Arbeitsforschung »Work in Progress« bietet eine zentrale Plattform für den wissenschaftlichen Dialog und die weitere Forschung rund um die Industriearbeit der Zukunft. Mit der Platzierung direkt im Future Work Lab gewährleisten die Projektpartner den schnellen Transfer von der Theorie in die Praxis.

Das Forschungs- und Entwicklungsprojekt »Future Work Lab« wird mit Mitteln des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Programm »Innovationen für Produktion, Dienstleistung und Arbeit von morgen« gefördert und vom Projektträger Karlsruhe (PTKA) betreut.

© Fraunhofer IPA/Foto: Ludmilla Parsyak
Future Work Lab (5a): Exo-Jacket. Dank des Stuttgart Exo-Jacket können Mitarbeiter bei Hebetätigkeiten und Überkopfarbeiten unterstützt werden und somit – auch in Hinblick auf die alternde Arbeitnehmerschaft – gesünder und länger ihre Arbeit ausführen.
© Fraunhofer IPA/Foto: Ludmilla Parsyak
Aktives Oberkörper-Exoskelett zur Unterstützung der oberen Extremitäten, im Bild ein Ausschnitt der Forschungs- und Entwicklungsplattform
© Fraunhofer IAO, Ludmilla Parsyak
Future Work Lab (6): Qualifizierung 4.0: »Wissensnuggets« für komplexe Arbeitsabläufe. Lernvideos erleichtern künftig das Begreifen komplexer und schwieriger Arbeitsprozesse. Kurzlehreinheiten in kleinen Bewegtbildeinheiten, sogenannte Wissensnuggets, können individuell und je nach Bedarf jederzeit abgerufen werden.
© Fraunhofer IAO, Ludmilla Parsyak
Future Work Lab (7): KPI-Dashboard für Meister: Daten in Echtzeit. Für die tägliche Verbesserungsarbeit im Shopfloor- Management stehen in Zukunft Daten in Echtzeit zur Verfügung. So können die Mitarbeiter in der Produktion Probleme direkt erkennen und die Wirkung neuer Lösungen sofort erfahren.
© Fraunhofer IAO, Ludmilla Parsyak
Future Work Lab (7): KPI-Dashboard für Meister: Daten in Echtzeit. Für die tägliche Verbesserungsarbeit im Shopfloor- Management stehen in Zukunft Daten in Echtzeit zur Verfügung. So können die Mitarbeiter in der Produktion Probleme direkt erkennen und die Wirkung neuer Lösungen sofort erfahren.
© Fraunhofer IPA, Rainer Bez
Future Work Lab (9): Intelligente Sensorik: Retrofitting mit Sense & Act. Mit der Lösung Sense & Act sind beliebig alte Bestandsanlagen mithilfe smarter Sensorik über die Cloud vernetzbar. In der Cloud können dann regelbasiert bestimmte Aktionen ausgelöst werden, bspw. eine E-Mail zum Anlagenstatus, sodass Prozesse kontinuierlich optimiert werden können.