Es ist ein gesellschaftlicher Megatrend: Seit Jahren muss die Industrie in immer kleineren Stückzahlen fertigen und gleichzeitig Produkte mit größerem Variantenreichtum hervorbringen. Endpunkt dieser Entwicklung ist die »Mass Personalization«, also die massenhafte Herstellung personalisierter Produkte. Das stellt die Prozessindustrie, die unter anderem pharmazeutische und kosmetische Produkte herstellt, vor Probleme. Denn allein auf die Haut wirken sich viele verschiedene extrinsische und intrinsische Faktoren aus: Zu ersteren zählen UV-Strahlung, Ernährungs- und Trinkverhalten, Schlafgewohnheiten, Jahreszeit und Stress, zu letzteren Hormonhaushalt und Gene. Sie alle beeinflussen, wie fettig, feucht oder trocken unsere Haut ist.
Die eine Hautcreme, die allen Menschen überall auf der Welt und in jeder Lebenssituation gleichermaßen hilft, kann es also nicht geben. Doch nun haben Viktor Balzer und sein Team am Fraunhofer IPA ein System entwickelt, das es möglich macht, personalisierte Hautcreme wirtschaftlich zu produzieren. Die Minifabrik besitzt in etwa die Dimensionen eines kleinen Kleiderschranks, hat ein Touchdisplay und ein Ausgabefach für das personalisierte Produkt.
In sieben Minuten zur personalisierten Hautcreme
Um die Minifabrik bedienen zu können, ist weder dermatologisches Fachwissen noch Erfahrung im Umgang mit Maschinen nötig. »Es steht immer ein Mitarbeiter parat«, sagt Balzer, »erstens, weil die allermeisten Menschen lieber mit anderen Menschen anstatt mit Maschinen interagieren und zweitens, weil die sensorische Messung, bei der Feuchtigkeits- und Fettgehalt der Haut erfasst werden, an genau festgelegten Stellen im Gesicht erfolgen muss.« Selbstlernende Algorithmen werten das Messergebnis aus und berechnen, welche Inhaltsstoffe die personalisierte Hautcreme in welcher Konzentration enthalten soll.