Serienproduktion individueller Produkte
Andreas Traube, Leiter der Abteilung Laborautomatisierung und Bioproduktionstechnik am Fraunhofer IPA, plant dafür einen modularen Ansatz. Zentrales Element sind normierte Kassetten, in denen die Zellen präpariert werden. Sie enthalten alles, was die Zellen für ihr Überleben und Wachstum brauchen. Eingebaute Sensoren überwachen das Geschehen in den Kassetten. Nach außen haben sie normierte Schnittstellen und können so von Prozessierungsstation zu Prozessierungsstation weitergegeben werden. Alle Stationen werden von den Kassetten schrittweise durchlaufen. »Letztendlich repräsentiert eine dieser Kassetten einen einzelnen Patienten und enthält das Produkt für diesen Patienten«, erläutert Traube. Das Handling der in einem Regalsystem gestapelten Kassetten übernimmt ein Roboter – so sieht es die Vision des Projekts vor. Der Roboter soll im Zuge einer avisierten Produktionsstätte für die parallelisierte Herstellung verschiedener CAR-T-Produkte im großen Maßstab genutzt werden.
Das Konzept für die Minifabrik orientiert sich am Vorbild von Industrie 4.0. »Eine gute Produktionsorganisation und Automatisierung der Prozesse reduziert auch Reinraumgrößen und erhöht die Stückzahlen, was die Kosten für den einzelnen Prozess senkt«, so Traube. Derzeit kostet die Behandlung eines Patienten mit dieser Zelltherapie 250 000 Euro und mehr. Die Minifabriken sollen direkt in den behandelnden Kliniken eingerichtet werden und langfristig dafür sorgen, dass jeder Patient, der diese Therapie braucht, sie bekommen kann – zu Kosten, die mit klassischen Behandlungsmethoden vergleichbar sind.
Ebenfalls an SolidCAR-T beteiligt ist das NMI Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut in Reutlingen. Seine Hauptaufgabe besteht in der Qualitätssicherung der Zellprodukte. Das NMI etabliert unter anderem ein patienten-abgeleitetes Tumor-on-Chip-Modell, das in der Lage ist, komplexe humane Prozesse außerhalb des menschlichen Körpers nachzubilden. Das unterstützt einerseits die Qualitätssicherung und kann andererseits die Wirksamkeit und Nebenwirkungen voraussagen, noch bevor der Patient das Präparat bekommt.