Wenn ein Tierpfleger in der Wilhelma ein humpelndes Zebra entdeckt, ruft er nicht nur den Tierarzt, sondern meldet sich auch bei Sascha Getto, der sich am Fraunhofer IPA mit optischen Mess- und Prüfsystemen beschäftigt. Getto schickt dann einen seiner Mitarbeiter, der meist früh morgens, noch bevor der zoologisch-botanische Garten seine Tore für Besucher öffnet, das verletzte Tier mit einer Wärmebildkamera filmt. Nicht nur einmal, sondern immer wieder, um den gesamten Genesungsprozess zu dokumentieren.
Seit 2013 geht das schon so und in der Zwischenzeit ist eine Bilddatenbank mit hunderten hochaufgelöster Aufnahmen entstanden. Aus ihr ist ersichtlich, wie sich die Körpertemperatur einer Hirschebersau entwickelt, solange sie trächtig ist, oder wie sich ein Seelöwe mit entzündeter Mundhöhle von einem gesunden Artgenossen unterscheidet. So sollen Veterinäre künftig anhand der Wärmebilder und anderer Untersuchungsmethoden herausfinden, was genau einem verletzten oder kranken Tier fehlt. Sie müssten es dann im ersten Schritt oft nicht mehr betäuben, um es untersuchen zu können. Stattdessen könnten sie im Idealfall sofort mit der Behandlung beginnen.